Dieser Artikel ist angelehnt an Bernhard Voss Buch "Körperspuren". Alle Zitate sind aus seinem Buch.
4 Superkräfte
In meiner Arbeit spreche ich mit Menschen viel über ihre Gefühle. Denn oftmals erlauben sie sich bestimmte Gefühle nicht oder fürchten sich gar vor ihnen. Manchmal sind die Gefühle wenig greifbar oder
diffus. Dabei kann es hilfreich sein zu überlegen, was das Gegenteil von dem ist, was Du fühlst. Wenn Du z. B. das Gefühl des Versagens* wahrnimmst, frage Dich, was ist das Gegenteil davon. Was
ist die andere Seite der Medaille? Auf diese Frage erhalte ich viele verschiedene Antworten. Allein Google macht zum o. g. Beispiel 5 Vorschläge: Etwas schaffen, gewinnen, erfolgreich sein,
siegen oder gewähren.
Um beim Bild der Medaille zu bleiben, möchte ich in diesem Artikel gerne auf 4 Emotionen bzw. Instinkte eingehen, die aus psychodynamischer** Sicht
großen Einfluss auf unser Leben haben. Das sind Wut und Trauer, sowie Aggression und Sexualität. Diese Paare sind jeweils zwei Seiten einer Medaille. Wut und
Trauer sind zwei Seiten einer emotionalen Energie. Aggression und Sexualität sind zwei Seiten einer instinktiven Energie. Wut kann als Kraft der Veränderung und Trauer als Kraft des Mitgefühls
beschrieben werden. Aggression als instinktsichere Entscheidungskompetenz und Sexualität als Beziehungskompetenz.
Nochmal in der Übersicht:
- Wut und Trauer sind zwei Seiten einer emotionalen Energie
- Wut als Kraft der Veränderung
- Trauer als Kraft des Mitgefühls
- Aggression und Sexualität sind zwei Seiten einer instinktiven Energie
- Aggression als instinktsichere Entscheidungskompetenz
- Sexualität als Beziehungskompetenz
- Aggression sichert das individuelle Überleben
- Sexualität sichert das Überleben der Gene
Ein veranschaulichendes Bild, wie diese Kräfte zusammenwirken ist der Ozean. Stelle Dir den Ozean als Dein Bewusstsein vor. Dabei wären Wut und
Trauer die oberflächlichen Wellen. In der Tiefe wären sexuelle und aggressive Instinkte die großen wirkenden Strömungen.
Im Folgenden gehe ich vertieft auf die 4 Superkräfte ein und welchen Zusammenhang es zwischen diesen und Deinem menschlichen Leib gibt. Du erfährst
wo diese Emotionen und Instinkte in Deinem Körper sitzen und wie Du Emotionen und Instinkte mit und in Deinem Körper
bewegen kannst. Neben praktischen Tipps erhältst Du eine Übung, um Dich und Spannungsfelder in Dir zu erkunden. Zum Schluss erwarten Dich weiterführende Quellen. Steigen wir nun tiefer in das
Thema ein.
Wut
Wut wird oft als „negative“ Emotion dargestellt bzw. empfunden. Vor allem weiblich sozialisierte Personen berichten das häufig. Der Ausdruck von Wut
wird bei Mädchen häufig weniger geduldet, als bei Jungs. Oftmals sind Bezugspersonen mit dem kraftvollen Ausdruck von Wut überfordert, weil sie selbst keinen Zugang (mehr) dazu haben bzw. die Wut
tief in sich vergraben haben.
An dieser Stelle darfst Du Dich einmal fragen, welchen Umgang Du mit Wut gelernt hast? Wie wurde bei Dir zu Hause mit Wut umgegangen? Was wurde Dir
gelehrt und vorgelebt? Hattest Du die Möglichkeit Deiner Wut Ausdruck zu verleihen? Welche Assoziationen hast Du heute zu dieser Emotion?
Häufig schaue ich in staunende Gesichter, wenn ich sage, dass ich es liebe wütend zu sein. Viele Menschen können das gar nicht greifen oder
verstehen, weil für sie diese Emotion etwas bedrohliches ist. Wut wird oft als destruktiv wahrgenommen. Mitunter können die Folgen von Wut sicherlich zerstörerisch sein. Meist hängt das aber
damit zusammen, dass sich jahrelang unterdrückte Wut einen plötzlichen radikalen Ausweg sucht.
Wut an sich birgt die Kraft und das Potenzial der Veränderung. Wut will Dinge bewegen und nicht (mehr) akzeptieren. Wut ist kraftvoll. Sie will
nicht zerstören, sondern (Bestehendes) transformieren. Wut findet sich nicht mit den Gegebenheiten ab, sondern fordert Wandel.
So schreibt Bernhard Voss: „Ein Problem entsteht erst dann, wenn wir als Erwachsene unsere verdrängten Wutschatten nicht mehr wahrnehmen, nicht
nutzen, geschweige denn ausdrücken.“
Trauer
Trauer hat viele Gesichter, z. B. Betroffenheit, Verlassenheit, Ausweglosigkeit und Einsamkeit. Menschen trauern u. a. wenn sie einen geliebten
Menschen oder ein geliebtes Tier verloren haben oder eine bedeutsame Beziehung zu Ende ging. Das sind häufig einschneidende Erlebnisse. Wenn Trauer - genauso wie die Wut - einen Menschen zu
überwältigen droht, wird diese von der Psyche verdrängt. Verdrängung dient dem emotionalen Überleben. Wenn der Trauer niemals Ausdruck verliehen wird, kann das weitreichende Folgen haben und
zeigt sich fast immer auf körperlicher Ebene. Wut und Trauer streben nach Ausdruck
Frage Dich an dieser Stelle, welchen Umgang Du mit Trauer gelernt hast? Wie wurde in Deiner Familie getrauert? Eher laut oder eher leise? Konntest
Du Deinen eigenen Weg finden im Umgang mit Trauer? Fällt es Dir leicht oder schwer Trauer auszudrücken?
Trauer ist gesellschaftlich viel akzeptierter als Wut. Wie Du schon weißt, sind Trauer und Wut zwei Seiten einer Medaille. Daher versteckt sich
hinter Trauer oftmals Wut und hinter Wut Trauer. Die beiden Emotionen können auch zusammen auftreten, d. h. in trauernder Wut oder wütender Trauer. Dabei können Trauer und Wut sich in
körperlichen Symptomen zeigen, die vom auslösenden Ereignis weit entfernt sind - Jahre oder Jahrzehnte.
Gerade aus meiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Sterbebegleiterin, weiß ich, wie wichtig der Ausdruck von Trauer ist. Verena Kast und Elisabeth
Kübler-Ross beschreiben Wut und Zorn als wesentlichen Teil des Sterbe- bzw. Trauerprozesses.
Aggression
Aggression wird sehr oft missverstanden und mit Gewalt gleichgesetzt. Dem ist aus psychodynamischer Sicht nicht so. Der Begriff Aggression stammt
aus dem Lateinischen „aggredi“ und bedeutet so viel wie „herantreten“. Letztlich ist Deine Entscheidung diesen Artikel zu lesen - an ihn heranzutreten - ein aggressiver Akt. Das erstaunt Dich
jetzt vielleicht. Lass diesen Reframe einen Moment einwirken. Aggression ruft - genau wie die Wut - oftmals negative Assoziation
hervor.
Doch aus psychodynamischer Sicht ist Aggression die Fähigkeit „ja“ und „nein“ zu sagen. D. h. Entscheidungen treffen ist eine aggressive Aktion
(Aggressive Entscheidungskompetenz). Aggression ist die Triebfeder, die uns handlungsfähig macht. Aggression bewahrt uns vor Stillstand. Aggression beendet destruktive Arbeitsverhältnisse und Beziehungen. Aggression geht offen an neue Herausforderungen des Lebens heran.
Sehr häufig werden aggressive Impulse fehlinterpretiert und unterdrückt. Das führt zu einem Aggressionsstau. Verbal drückt sich ein Aggressionsstaus
z. B. durch Zynismus, übertriebene Ironie, verachtende Bemerkungen und/oder übertriebene Spitzfindigkeiten aus. All das sind kleine Vulkanausbrüche. Die Psyche versucht sich von Aggression zu
befreien.
Gestaute Aggressionen findest Du aber auch in Form von depressiven Episoden, Burnout, kleinen Unfällen, Infektanfälligkeiten, chronische
Nahrungsmittelunverträglichkeiten und/oder Autoaggressionserkrankungen (auch bekannt als Autoimmunkrankheiten, wie z. B. Morbus Chron, Multipler Sklerose, Rheuma. Schuppenflechte).
Aggressionshemmung zeigt sich z. B. dadurch in einer unglücklichen Beziehung oder in einem unglücklichen Arbeitsverhältnissen zu bleiben, d. h.
keine (aggressive) Entscheidung zu treffen. Insgesamt kann mangelnde Entscheidungsfreudigkeit auf Aggressionshemmung hinweisen.
Ganz wichtig: Aggressiv kommunizieren bedeutet gewaltfrei kommunizieren! Du darfst kraftvolle Aggression von destruktiver Gewalt entkoppeln.
Bernhard Voss sagt dazu: „Aggression in ihrer schönsten Form ist gelebte, pure Liebe, Mitgefühl und Tatkraft. (....) Integrierte Aggression lässt uns entscheidungsfähig und instinktsicher leben.“
Wenn Du Aggression durch diese Brille berachtest, frage Dich, welchen Umgang hast Du mit Aggression gelernt? Also mit einer aggressiven
Entscheidungskompetenz? Mit einer Nach-vorne-gehenden-Qualität im Leben? Was wurde Dir von wichigen Bezugspersonen vorgelebt? Inwiefern erlebst Du bei Dir Aggressionsstaus oder
-hemmung?
Sexualität
Aggression und Sexualität sind zwei instinktive Superkräfte in uns. Sie sind angeborene Instinkte. Aggression, Emotionen und Sexualität sind die stärksten intrapsychische Kräfte in uns und wenn es ums Ganze geht, holt die Psyche diese beiden "Superkräfte auf
die psychodynamische Spielfläche".
Sexualität ist weit mehr als nur der rein körperlich sexuelle Akt. Was in anderen Kulturen als Prana, Chi oder Kundalini beschrieben wird, kann im
westlich-psychologischen Kontext als Sexualität beschrieben werden. Freud beschrieb Sexualität mit Libido und war für ihn der Lebenstrieb. Libido ist Latein und bedeutet so viel wie
Begehren oder Begierde. Das Lustspektrum umfasst also viele Bereiche, z. B. genussvolles Essen oder einen unterhaltsamen Opernbesuch.
„Beide Energien [Aggression und Sexualität] sind jenseits jeglicher Moral, einfach das, was sie sind: Impulse, die unser körperliches und
emotionales Leben sichern“, schreibt Bernhard Voss. Werden diese Energien unterdrückt zeigen sie sich u. a. als Verspannung im Körper. Bernhard Voss sagt dazu: „Erhöhte Spannung im Becken versucht aus psychodynamischer Sicht starke sexuelle und/oder aggressive Impulse zurückzuhalten“.
Als Reflexion für Dich, frage Dich, welchen Umgang mit Sexualität hast Du gelernt? Wie wurde in Deiner Familie damit umgegangen? Offen und natürlich
oder eher gehemmt und verstockt? Inwiefern wurde über Sexualität gesprochen? Fällt es Dir heute leicht oder schwer über Deine eigenen sexuellen Impulse zu sprechen?
Oftmals werden sexuell-lustvolle Impulse unterdrückt. Insgesamt ist der Bereich der Sexualität in vielen Kulturen und Gesellschaften ein Tabuthema.
Dabei suchen „Menschen (…) in Sport, Filmen, Literatur und Hobbys nach brachliegenden Schattenanteilen“. Menschen wollen sexuelle Schattenanteile integrieren und versuchen das auf diesem Wege.
Das war sehr schön im großen Hype um 50 Shades of Grey zu sehen. Eine Reihe strotzend vor Aggression und Sexualität. Auch die weiterhin wachsende Pornoindustrie und Nachfrage nach deren
Inhalte kann psychodynamisch als Indiz für den Wunsch nach Schattenintegration gesehen werden.
Resonanz
Die 4 Superkräfte laden Dich über Deinen Körper ein sie wahrzunehmen. Denn nicht gelebte oder nicht integrierte Anteile zeigen sich oftmals als Spannung im Körper. Die Psyche drückt sich darüber aus. Vielleicht hast Du direkt eine schmerzende Stelle oder Bereich im Sinn - die Schultern, der untere Rücken, die Hüfte?
In der körperorientierten-psychologischen Praxis wird dabei mit Resonanz gearbeitet. Was ist Resonanz? "In der Physik wird Resonanz als eine reine
Subjekt-Objekt-Beziehung beschrieben, in der sich zwei schwingende Systeme wechselseitig anregen." Jeder Mensch entwickelt individuelle Wahrnehmungs- und Resonanzmuster auf Umwelteindrücke, z. B.
Geräusche, Blicke, Berührungen, Töne, Bewegung, Gestik, Worte, Bilder, Gerüche, Farben etc. All diese Eindrücke lassen Dich "in Sekundenbruchteilen unterbewusst zurückklingen." Die positive
Resonanz lässt Dich dabei entspannen, wobei bedrohliche Umweltreize Dich anspannen lassen.
"Resonanz ist immer ein aktiver Prozess, der den Raum öffnet für innere Antworten um die rein körperlichen Wahrnehmungen herum. Resonanz verdeutlicht uns also, was das Unterbewusstsein hinter der Enge im Brustkorb, dem zugeschnürten Hals (....) oder dem Stechen zwischen den Schulterbättern versteckt hat."
„Resonanz ist eine mögliche Form des Körperlesens. Die Kunst besteht darin, die in den Geweben enthaltenen Informationen zunächst einmal
wahrzunehmen, um sie danach sinnvoll zu übersetzen.“ Um Deine eigenen "Körperspuren" wahrzunehmen und zu lesen, kannst Du mit folgender Basis-Übung arbeiten. Dabei spürst Du in Deinen Körper
hinein, scannst ihn von oben nach unten und achtest dabei auf Spannungen bzw. Spannungsgrenzen. Zu diesen stellst Du Dir folgende 4 Fragen:
1) Wie sieht die Spannung bildlich aus?
2) Welche Energie oder Ausstrahlung hat die Spannung?
3) Wenn diese Energie oder Ausstrahlung sprechen könnte, was würde sie sagen?
4) Was löst diese Formulierung jetzt in Dir aus? (Wahrscheinlich eine der 4 Superkräfte)
Diese Fragen sind ein guter Einstieg Dich tiefer mit den Superkräften und Schattenanteilen in Dir zu beschäftigen. Neben dieser Reflexion, sind verschiedene Bewegungsformen auf Deiner Reise hilfreich. Wie Du Emotionen und Instinkte mit und in Deinem Körper bewegen kannst, erfährst Du im Folgenden.
Emotionen im Körper
Vielleicht fragst Du Dich, wo die beschriebenen Emotionen und Instinkte im Körper sitzen. Denn Emotionen können bestimmten Organen und/oder Körperregionen zugeordnet werden. Bernhard Voss schreibt dazu: "Die Informationen der Körperräume - Becken, Bauch, Brustkorb - interagieren mit den emotionalen Resonanzen der sich darin befindenden Organe.“ Seiner Expertise folgend heißt das, dass die Wut in den Organen im Bauchraum und die Trauer in Organen im Brustkorb sitzt. Aggression und Sexualität hingegen im Beckenraum.
Die enge Verbindung von Körper und Emotionen bzw. Instinkten ist eine direkte Einladung diese körperlich
wahrzunehmen und weniger mental zu beschreiben. Dabei wird der erste Schritt für viele Menschen sein, sich überhaupt zu erlauben, diese zu spüren. Im zweiten Schritt dürfen diese dann
über den Körper ausgedrückt werden. Im Folgenden stelle ich Dir dazu einige Bewegungsübungen vor.
Dabei geht vorrangig darum, die Emotion und die Instinkte da sein zu lassen und im Körper zu bewegen. Weniger darum
diese loszuwerden. Gleichzeitig haben die folgenden Übungen natürlich auch eine abbauende und loslassende Wirkung. Die Übungen sind mögliche Vorschläge und es gibt noch viel mehr, was Du machen
kannst. Darüberhinaus ist zu berücksichtigen, dess es Dein Körper und Dein emotionales Befinden ist und Du immer schauen darfst, was für Dich passt.
Bewegung und Atmung
Wut kann z. B. über ein kraftvolles und schweißtreibendes Workout ausgedrückt und zugelassen werden. Diese heiße und explosive Emotion kann dabei entdeckt und "geäußert" werden. Ich persönlich bevorzuge Box- oder fordernde Cardio-Workouts. Spezifische Atemtechniken, wie Löwenatmung, Kapalabhati, Agni Sara oder Bhastrika sind ebenfalls gut geeignet, da sie Bauchbewegungen beinhalten.
Bei Trauer kann eine sanftere Art der Bewegung unterstützend wirken, z. B. (Yin) Yoga, Tai Chi oder Qi Gong. Hierzu kann ich Dir ein Yin Yoga Video von mir empfehlen.
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Yin Yoga "Herzöffnung" + Savasana (70 Minuten)
Wie Du jedoch bereits gelesen hast, sind Wut und Trauer zwei Seiten einer Medaille. Daher sind natürlich auch alle genannten
Bewegungen zur Wut passend. Da die Trauer (auch) in den Organen im Brustkorb sitzt, können Atemübungen sehr unterstützend wirken, schwere, implosive Emotionen zu bewegen.
Im Bereich Sexualität und sexuell-lustvollen Impulsen empfiehlt sich zum einen natürlich Sex und/oder Selbstbefriedigung. Zum anderen aber auch andere Formen der körperlich-lustvollen Bewegung, wie z. B. tanzen. Hierbei können lateinamerikanische Tänze, Burlesque oder Chair Dance passend sein. Sexualität ist im Becken angesiedelt und die Tanzbewegungen im Becken und der mituner sexuell-lustvolle Unterton können unterstützend sein.
Die Aggression ist ebenfalls im Beckenraum zu finden. Somit können oben genannte Bewegungsformen zur Sexualität auch beim Instinkt Aggression unterstützend sein. Sie können die aggressive Entscheidungskompetenz fördern, einen Kontakt herstellen und Staus lösen. Fordernde Workouts, wie bei der Wut beschrieben, ermöglichen sicherlich die nach-vorne-gehende und zielgerichtete Qualität der Aggression zu stärken.
Neben den o. g. spezifischen Atemtechniken gibt es Atemübungs-Sequenzen, die verschiedene Atemübungen zu einem Set zusammenführen. Sie sind gerade für Einsteiger*innen hervorragend geeignet, diese Art der "Körperarbeit" kennenzulernen. Sie bieten einen niedrigschwelligen und sehr wirksamen Zugang zu Emotionen im Körper. Im Yoga werden Atemübungen Pranayama genannt (Lenkung der Energie im Körper). Dazu habe ich Dir eines meiner Pranayama Videos mitgebracht. Dieses richtet sich explizit an emotionale Präsenz. Probier es gerne einmal aus.
- Pranayama "Emotionale Präsenz" - 5 Atemübungen im Stehen (15 Minuten)
TCM - Traditionelle Chinesische Medizin
Die Verbindung von Körper und Emotionen findest Du auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Dort werden verschiedene Meridiane bzw. Funktionskreise beschrieben. Dabei lässt sich die Wut dem Funktionskreis Leber/Gallenblase und die Trauer dem Funktionskreis Lunge/Dickdarm zuordnen. Zu den Instinkten Aggression und Sexualität lässt sich meines Wissens keine direkte Zuordnung treffen. Als Vermutung würde ich die Aggression den Qualitäten des Feuer-Elements zuordnen (Herz/Dünndarm, Herzkreislauf (Perikard) /3-fach Erwärmer) und die Sexualität dem Funktionskreis Niere und/oder Herzkreislauf (Perikard).
TCM lässt sich sehr gut mit einer Yoga Asana Praxis kombinieren. Falls Du diese Art der Bewegung bzw. diesen Zugang zu Emotionen im Körper einmal ausprobieren möchtest, findest Du bspw. bei @YogamitMartina und @EinfachbesserLeben Videos zum Mitmachen. Auf meinem Youtube Kanal findest Du eine thematisch passende Meditation.
Damit sind wir am Ende angelangt. Ich hoffe, dass Dir dieser umfangreiche Artikel einen guten, ersten Einblick in die Zusammenhänge von Körper und Psyche geben konnte. Um dieses spannende Thema weiter zu vertiefen, empfehle ich Dir das großartige Buch von Bernhard Voss "Körperspuren - Ursachen körperlicher und psychischer Symptome verstehen und heilen". Ich wünsche Dir alles Gute!
* Gefühl (aus Dorsch Lexikon der Psychologie)
Auszug: [engl. feeling, emotion, sensation], [EM], der Begriff Gefühl wird umgangssprachlich mit dem Emotionsbegriff gleichgesetzt. Auch in phil. und frühen psychol.
Abhandlungen verstand man unter Gefühl häufig das, was man heute unter Emotionen versteht. Aus heutiger Sicht sind Gefühle die Erlebnisqualität (Erleben) und somit die subj. Komponenten von
Emotionen.
Emotionen (aus Dorsch Lexikon der Psychologie)
Auszug: [engl. emotions; lat. ex (her)aus, movere bewegen], [EM], der Begriff Emotionen bezieht sich auf ein hypothetisches Konstrukt, über dessen Def. keine
Einigkeit herrscht. Vielen Def. ist aber gemein, dass es sich um ein komplexes Phänomen handelt, das mit einer Veränderung versch. Komponenten einhergeht.
- Physiol. Reaktionen (Physiologie) wie ein Anstieg der Herzfrequenz, Schwitzen oder eine Erweiterung bzw. Verengung von Gefäßen (Erröten und Erblassen)
- Verhaltenskomponenten wie die Veränderung der Mimik, Gestik, Körperhaltung und Stimmlage
- Erlebniskomponente, die im dt.sprachigen Raum auch als Gefühl bez. wird. Sie ist nur der «fühlenden» Person selbst zugänglich und kann deshalb auch nur durch Befragung (Interview) bzw. Selbstbericht erfasst werden
Viele Forscher unterscheiden zw. Basisemotionen oder Primäremotionen und komplexen Emotionen, die sich aus den Basisemotionen zus.setzen. Über die Kriterien, nach denen zu bestimmen ist, welche Emotionen in welche Kategorie fallen, herrscht keine Einigkeit. Häufig werden solche Emotionen als Basisemotionen bez., die kulturübergreifend gezeigt und auch verstanden werden. Dies sind versch. Studien zufolge die Emotionen Freude, Trauer, Furcht, Ekel und Überraschung. emotionale Entwicklung.
** Psychodynamik (aus Dorsch Lexikon der
Psychologie)
Auszug: [engl. psychodynamics; gr. ψυχή (psyche) Seele, Hauch, δύναμις (dynamis) Kraft], [KLI], ist allg. die Lehre von den psych. Kräften und deren Wechselwirkungen
zur Erklärung von Erleben und Verhalten. Ursprünglich wurde die Psychodynamik in der psychoanalytischen Theorie (Psychoanalyse, Tiefenpsychologie) als Interaktion der Instanzen nach Freud
verstanden (Instanzenmodell).
Foto: Einar Jonsson (@jons_einar), unsplash.com