In diesem Artikel geht es um die Haltung bzw. Lebenseinstellung „Life as a Prayer“. Das mag jetzt erst einmal komisch klingen. Leben als Gebet? Was soll das sein? Du denkst vielleicht: Beten ist doch etwas, was wir von Zeit zu Zeit tun und keine Lebenshaltung. In diesem Artikel will ich meine Überlegung weiter ausführen.
Gebet kann, wie z. B. eine Achtsamkeitspraxis, mehr eine Lebenshaltung sein, als die achtsame Handlung selbst. Gebet als Lebenshaltung kann als kontinuierliche Anbindung an etwas Höheres, das Universum, die Quelle oder Gott gesehen werden. Im Folgenden werde ich von Gott sprechen. Doch fangen wir von vorne an.
Was ist Gebet? Was ist beten?
Bei Wikipedia findet sich Folgendes: „Das Gebet (von althochdeutsch gibet, eine Wortbildung zu bitten – das Verb beten entstand später) bezeichnet
eine zentrale Glaubenspraxis vieler Religionen. Es ist eine verbale oder nonverbalen rituelle oder freie Zuwendung an transzendente Wesen (Götter, Gottheiten). (…) Neben dem Vorgang des Betens
(als gemeinschaftliches oder persönliches Gebet) wird im Deutschen mit Gebet auch ein vorformulierter, feststehender Text bezeichnet.“ Neben
feststehenden Texten gibt es in der organisierten Religion oftmals feststehende Rituale und Abläufe.
Welche Arten von Gebet gibt es? Dazu stelle ich Dir 4 mögliche Gruppierungen vor.
Adorations (Verehrung, Anbetung)
Gebete der Ergebenheit, Hingebung, Liebe, des Lobpreis und Darbringung
(Prayers of devotion, surrender, love, praise and offering)
Celebrations (Jubel, Feier)
Gebete der Danksagung, Initiation, Bekräftigung und des Segens
(Prayers of thanksgiving, initiation, affirmation and blessing)
Invocations (Anrufung, Bitte)
Bittgesuche, Gebete des Flehens, Hervor-/Wachrufens und der Heilung
(Prayers of petition, supplication, calling forth and healing)
Meditations (Andacht, Betrachtung)
Gebete des Nachsinnens, der Kontemplation, des Seins und Lehrens
(Prayers of reflection, contemplation, being and teaching)
Als ich vor einigen Jahren zum Glauben kam, habe ich viel zum Thema beten recherchiert und gelesen. Ich fragte mich: Wie betet Mensch eigentlich?
Gibt es da ein Richtig oder Falsch? Mittlerweile bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Dir niemand wirklich beibringen kann zu beten. Es gibt
keine äußere Autorität, die Dir das sagen oder vermitteln kann. Du gehst diesen Weg für Dich. Es ist etwas intimes und sehr
individuelles. Genauso wie Deine Beziehung zu Gott. Doch allzu oft ist diese zutiefst persönliche Beziehung von Regeln und Dogmen durchdrungen; was Du darfst und was nicht, wie Du an
Gott heranzutreten hast und wie nicht.
Ich bin hier, um Dich zu fragen, wann Du Dich das letzte Mal so richtig frei und freudvoll mit Gott gefühlt hast? Ich bin hier, um Dich zum
Hinterfragen anzuregen. Vor allem, wenn Du religiös geprägt wurdest; so geht Glaube und so nicht. Vielleicht gab es in Deiner Kindheit/Jugend bestimmte Rituale: Beten vor dem Essen oder
Zubettgehen. Daran ist auch nichts verkehrt. Doch sehr wahrscheinlich hat sich dadurch eine Schablone in Deinem Kopf etabliert, wie beten abläuft. Dieser Artikel will Dich anregen, Deinen
Horizont zu erweitern.
Es geht darum, dass Du Dich heute, als erwachsene Person hinterfragst, wie Deine Beziehung zu Gott aussieht. Wie sieht Dein Gebetsleben aus? Gibt es
überhaupt eins? Findest Du vielleicht schon die Vorstellung langweilig oder kompliziert?
Gebet muss nicht in einer vorgegebenen, feststehenden Form erfolgen. Gebet muss nicht lang sein. Gebet kann lang und groß sein. Gebet kann laut und
inbrünstig sein. Gebet kann aber auch leise und ruhig sein. Gebet kann kurz und klein sein.
Ich nutze viele verschiedene Gelegenheiten im Alltag, um zu beten. Das kann dann auch „nur“ ein Satz sein. Ich will einige Beispiele mit Dir teilen (Anmerkung: Ich bete größtenteils auf Englisch).
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Vor einem Meeting mit einem Menschen: Let there be none of me but all of You and her.
- Vor einer Masterclass/Event: Let me be a vessel You work through.
- Wenn ich das Haus verlasse: God, I’m transitioning. Please be with me.
- Wenn ich am Zielort ankomme: Lord, be with me in this encounter.
- Wenn mich etwas in der Öffentlichkeit nervt: Gott liebt alle Menschen (Warum auch immer, bete ich an dieser Stelle deutsch)
Du siehst: Es braucht keinen festen Ort oder ein bestimmtes Setting, um zu beten. Klar, kannst Du das nutzen, jedoch ist es nicht notwendig. Gebet
und Beziehung zu Gott IST jeden Tag Deines Lebens. Das ist nichts, was nur sonntags von 10-11 Uhr in einer Kirche stattfindet.
Warum sollte ich darauf verzichten?
Für viele Menschen ist es so, dass Gebet „der letzte Ausweg“ ist und nicht „der erste Schritt“. Beten bedeutet - zumindest für mich - sich mit Gott, dem unendlichen Potenzial, der Quelle rückzuverbinden. Warum sollte ich darauf verzichten? Jetzt mal
ehrlich! Warum sollte ich entscheiden das nicht zu tun? Ich sehe Gott als meine/n beste/n Freund*in (geschlechtslose allmächtige Energie). Warum sollte ich nicht mit ihm/ihr sprechen
wollen?
Vielleicht kennst Du das auch, dass Du Menschen siehst/hörst, die in den buntesten Farben davon erzählen, wie reich und tief ihre Beziehung zu Gott
ist. Das ließ mich oftmals etwas verloren und mit Fragen zurück. „Für mich fühlt sich das aber nicht so an“ oder „Warum ist das bei ihr/ihm so und bei mir nicht?“ Oftmals vergessen wir, dass dies
Menschen sind, die schon jahrelang - vielleicht über Jahrzehnte - eine Beziehung zu Gott aufgebaut haben. Wir vergleichen unseren Weg und unser Erleben damit. Dabei schneiden wir gefühlt oft
schlechter ab. Lass Dir sagen, Du bist genau richtig, dort wo Du bist. Du darfst Deinen eigenen „Gebetsmuskel“ stärken.
Es gibt so viele Arten zu beten. Beten hat weniger damit zu tun, vor einem Bett zu knien und die Hände zu falten. Beten ist das (zwanglose) Gespräch
mit Gott. Singen ist beten (Musik funktioniert für mich besonders gut). Ein Moment der Andacht ist beten. Für alle Yogi*nis unter uns: Mantras sprechen und/oder singen ist beten. Es ist so
einfach zu beten und ein konstantes Gespräch (Rückverbindung) mit Gott zu führen. Du darfst das so machen, wie es für Dich stimmig ist. Du kannst Dich inspirieren lassen und Dich mit anderen
austauschen, wie sie beten, aber letztlich kann Dir niemand beibringen wie Du betest. Es ist höchstpersönlich und losgelöst von Religion.
Feststehende Gebete nutzen
Neben dem freien Gebet kannst Du natürlich überlieferte und feststehende Gebete nutzen. Das tue ich auch. Das Schöne und Bemerkenswerte daran ist,
dass diese einen energetisch hochschwingenden Raum eröffnen. Führe Dir vor Augen, dass teilweise über tausende von Jahren, über Generationen hinweg, Menschen diese Worte
gesprochen und gesungen haben. Wie energetisch aufgeladen diese Worte sind! Unglaublich. Was für ein Geschenk. Spüre hinein, was es für Dich bedeutet, diese Worte - heute in 2023 - ebenfalls zu sprechen.
Sicherlich kennst Du - falls Du christlich geprägt wurdest - das Vaterunser. Auch hier mag ich Dich einladen, Dinge zu hinterfragen. Spricht Dich
das Vaterunser emotional an? Oder ist es etwas, was Du automatisiert „herunterbetest“? Es gibt immer eine Möglichkeit Dinge anders und neu zu betrachten. So habe ich z. B. kürzlich das aramäische
Vater-Mutter Unser entdeckt und es spricht mich so viel mehr an.
Neben der Anregung zu Hinterfragen, will ich Dir natürlich - wie immer - auch etwas Praktisches mit an die Hand geben. Dazu habe ich Dir 16
(größtenteils englische) Gebete mitgebracht. Gebete, die nicht in der Muttersprache formuliert sind, können zusätzlich helfen, den Blick zu weiten und emotional neu „einzusteigen“. Losgelöst von
auswendig gelernten Formulierungen, die Dich vielleicht nicht abholen und/oder negativ geprägten Erfahrungen, die Dir den Zugang zum Gebet erschweren.
Unter den folgenden Gebeten findest Du einige „klassische“ Gebete, um Dich die hochschwingende Energie dieser Worte erleben zu lassen (z. B. St
Patrick’s Prayer #4 oder das Friedensgebet des Franz von Assisi #5). Daneben habe ich Dir freie spirituelle Formulierungen mitgebracht. Zusätzlich liest Du eine Version des aramäischen
Vater-Mutter Unsers (#13) und eine Neuinterpretation des Vaterunsers, aus weiblicher Perspektive unseres Planeten Erde (#14).
Ich wünsche Dir eine berührende Reise.
PS: Die genauen Quellen der einzelnen Gebete - diese sind durchnummeriert - findest Du auf dem letzten Bild.
Passend zum Blogpost empfehle ich Dir meine Podcastfolge #36 "Lass uns über Gott sprechen".
Hier die gekürzte schriftliche Zusammenfassung.
Passend zum Ingress von Saturn in das Zeichen Fische erscheint dieser Artikel heute (07.03.23).
Der Durchgang von Saturn in Fische (7.3.2023 bis 13.2.2026) aktiviert in den kommenden knapp drei Jahren unsere höchsten (Saturn) spirituellen
(Fische) Fähigkeiten für diejenigen,
➤ die ihr Herz (Fische) öffnen
➤ die sich dem Flow hingeben mögen (Fische) - jenseits der Angst (Saturn)
➤ die in die Schöpfungsweisheit (Fische) vertrauen (Fische)
➤ die bereit sind, sich in Richtung "Spirituelle Meisterschaft" zu entwickeln
➤ die ihre spirituellen Gaben zum Wohle des Ganzen im Rahmen ihrer Möglichkeiten einsetzen
➤ die ihre Weisheit mit der Weisheit der Vielen teilen mögen
➤ die ihre Kreativität entdecken mögen und dadurch die Welt bunter und liebevoller prägen
(Quelle: Silke Schäfer)
Inspiration für diesen Artikel:
How to Create a Life of Prayer and Devotion - with Reggie Riverbear | Deja Blu EP 94
Folgende Quellen habe ich genutzt:
Life Prayers - from Around the World von Elizabeth Roberts, Elias Amidon (eBook)
The Interfaith Prayer Book von Ted Brownstein (eBook, allerdings nicht auf eReader angepasst; Schrift ist sehr klein und lässt sich nicht vergrößern)
Seven Sacred Seals von Richard Rudd (kindle eBook)
The Power of Angel Medicine von Joanne Brocas (kindle eBook)
The Heart of A Course in Miracles, Michael Mirdad (eBook)
Aramäisches Vater-Mutter Unser
Maria feiern: Die schönsten Lieder und Gebete, Maurice Frohe, Herder Verlag
Folgende Quellen (interkonfessionelle Bücher) führen Dich weiter:
She who prays - A Woman's Interfaith Prayer Book von Patricia Harris-Watkins, Jane Richardson Jensen
Bildnachweis: Jasmin Ne, unsplash.com